23. November 2020
| Marl

„Wenn wir dürfen, legen wir los!“

Horst Fernbacher ist im AFCV NRW eine Institution in Sachen Schul-Flagfootball. Dank seines jahrelangen Engagements hat sich Flagfootball in vielen NRW-Schulen im Sportunterricht oder als schulbegleitende AG etabliert. Wir haben unserem Breitensportdirektor einige Fragen zu seinem Fachgebiet gestellt.

AFCV NRW: Wie ist das Jahr für den Schul-Flagfootball gelaufen?

Fernbacher: Die ersten Turniere für die U15 Teams inklusive aller Spielpläne waren schon für April und Mai terminiert. Insgesamt sollten die Schulteams in diesem Jahr in vier Gruppen gegeneinander antreten. Für die Gruppen A, B und C war bereits die Hin- und Rückrunde geplant. Für die vierte Gruppe D fehlte nur noch eine Hallenbestätigung.

Das Finale um die NRW U15-Meisterschaft war schon für den 5. Juni 2020 festgelegt. Die Planung und Durchführung der U17-Turniere waren dann für das 2. Halbjahr vorgesehen.

AFCV NRW: Gab es zu Jahresbeginn noch Veranstaltungen?

Fernbacher: Da der Saisonstart am 1. April 2020 stattfinden sollte, sind wir voll in den Lockdown geraten. Von einem Tag auf den anderen war alle Planung umsonst und wir mussten alles komplett absagen. Das war schon sehr schade für die Schülerinnen und Schüler, die sich ja auch auf die Turniere gefreut hatten.

AFCV NRW: Konnten die Teams wieder trainieren?

Fernbacher: Die allgemeinen Regelungen der Coronaschutzverordnung für den Sport waren ja zunächst auch für den Flagfootball gültig. Viele Teams sind dann nach und nach wieder im Rahmen des Erlaubten ins Training eingestiegen. Auch wenn Flagfootball ja per Definition keine Kontaktsportart ist, haben sich die Mannschaften aber doch eher vorsichtig verhalten und mit der Umsetzung der Lockerungen gewartet. Ab Beginn des ersten Lockdowns konnten nur vereinzelte Teams, dann aber auch nur Outdoor, trainieren.

AFCV NRW: Findet das Training eigentlich im Rahmen des Unterrichts statt?

Fernbacher: Das regeln die Schulen unterschiedlich. Teilweise wird im Sportunterricht trainiert, die meisten Schul-Flagfootballteams treffen sich aber nach dem Unterricht in AGs.

AFCV NRW: Wie kann man beim Schul-Flagfootball in NRW mitmachen?

Fernbacher: In dem die Schulen sich beim AFCV NRW oder direkt bei mir anmelden. Teams, die schon länger dabei sind, werden schon im Dezember für die nächste Saison eingeladen. Aktuell wird an über 60 Schulen in NRW aktiv Schul-Flagfootball gespielt.

Davon hatten sich für die Saison 2020 insgesamt 32 U15- und U17-Teams für die Turniere um die NRW-Meisterschaft gemeldet. Das wären mit Hin -und Rückspielen, Play Offs und Finale 13 Turniere gewesen, die von Lizenz-Schiedsrichtern des AFCV NRW geleitet werden sollten.

AFCV NRW: Welche Titel gibt es normalerweise zu gewinnen?

Fernbacher: In Nordrhein-Westfalen haben wir drei Meisterschaftsserien. Dabei werden zunächst die U15- und die U17-Meister ermittelt. Zusätzlich spielen wir auch noch die „German Open“. An diesem Turnier können auch Schulteams aus anderen Bundesländern teilnehmen. Man könnte die „German Open“ als inoffizielle Deutsche Meisterschaft bezeichnen, da es auf Bundesebene keine vergleichbare Veranstaltung gibt. Meines Wissens gibt es außerhalb von NRW aktuell auch nur in Baden-Württemberg und Bayern einige wenige Schulmannschaften.

AFCV NRW: Wer trainiert eigentlich die Schulmannschaften?

Fernbacher: In der Regel werden die Teams von den Sportlehrerinnen und Sportlehrern gecoacht. Oft übernehmen auch Referendarinnen oder Referendare, die frische Ideen von der Uni mitbringen, das Training und etablieren überhaupt erst ein Schul-Flagteam. In vielen Teams helfen auch ältere Schülerinnen und Schüler mit, die die Altersgrenze überschritten haben.

Eine besondere Alternative ist auch die Betreuung durch den Footballverein vor Ort. Hier übernehmen dann die Vereinstrainer oder manchmal sogar auch US-Importspieler das Training. Für die Nachwuchsgewinnung der Vereine auf jeden Fall eine lohnenswerte Alternative, die allerdings auch einen etwas höheren organisatorischen Aufwand erfordert.

AFCV NRW: Wie werden die LehrerInnen aus- bzw. fortgebildet? Gibt es sowas wie einen Trainerlehrgang nur für Flagfootball?

Fernbacher: Wir erhalten meist Anfragen von Schulen, Sportlehrerverbänden oder den Kreis- bzw. Stadtsportbünden. Mit denen sprechen wir dann Termine für Einführungs-Seminare ab. Zusätzlich bilden wir mit dem Landessportbund NRW so genannte „SporthelferInnen“ aus, die dann in ihren Schulen tätig werden. Dazu führen wir auch Workshops mit Schulen und Klassen durch. Einen eigenen Trainerlehrgang für diesen Bereich gibt es aber nicht.

AFCV NRW: Wie unterstützt der AFCV NRW den Schul-Flagfootball ganz konkret?

Fernbacher: Jede Schule, die uns ein Team meldet und sich dem Schulflagfootball-Projekt anschließt, erhält ausreichend Material, um eigentlich sofort loslegen zu können. Dazu gehört standardmäßig ein Satz Bälle und Flag-Gürtel in ausreichender Menge. Darüber hinaus stellen wir den Trainerinen und Trainern hilfreiches Lehrmaterial zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler finden über eine Zusammenfassung der wichtigsten Regeln einen schnellen Einstieg in den Sport.

Referendarinnen und Referendare, die sich bei uns melden, erhalten ebenfalls auf Wunsch einen solchen Komplettsatz, den sie behalten dürfen und im Optimalfall mit an ihre spätere Schule nehmen, um dort dann ebenfalls ein Flag-Team auf die Beine zu stellen.

Die Kosten für das Material und natürlich auch für die Durchführung der Turniere übernimmt der Verband. Die Schiedsrichter-Crews werden bei den Final-Turnieren ebenfalls durch den AFCV NRW gestellt. Die Schulen müssen eigentlich nur für die Halle oder den Platz zu sorgen und natürlich für motiviertem Spielerinnen und Spieler.

AFCV NRW: Wie steht der Bundesverband AFVD zum Thema Schul-Flagfootball?

Fernbacher: Für den AFVD ist Schul-Flagfootball leider kein Thema. Zumindest noch nicht. Hier besteht aktuell offenbar kein Interesse, es gibt keine Unterstützung und schon gar keine Förderung. Nach Aussage des AFVD wird dafür kein Geld ausgegeben. Das halte ich für verschenktes Potenzial.

AFCV NRW: Wie sehen die Pläne für die kommenden Monate aus?

Fernbacher: Das Präsidium des AFCV NRW hat angedacht, im ersten Halbjahr 2021 testweise ein Turnier zu starten, falls die Corona-Zahlen das zulassen. Nach aktuellem Stand würde so ein Turnier natürlich unter strengen Hygiene-Auflagen und Outdoor stattfinden. Die Schulen müssen aber erst wieder die Möglichkeiten zum Trainieren haben. Momentan haben die aber wohl ganz andere Sorgen, wenn man die politische Debatte in NRW betrachtet.

AFCV NRW: Gibt es ein Worst-Case-Szenario?

Fernbacher: Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir sowas nicht erleben werden. Es haben schon Teams nachgefragt wann und wie es wieder losgeht. Und es haben sich sogar schon zwei ganz neue Teams für eine Saison 2021 gemeldet. Ich bin optimistisch, dass wir im kommenden Jahr wieder an die Zeiten von 2019 anschließen können.

Ansonsten bleiben wir auch beim Schul-Flagfootball dabei, dass wir uns so gut wie möglich auf einen Saisonstart vorbereiten und mit einem Startschuss sofort loslegen können. Das ist sicher der bessere Weg, als von einer möglichen Freigabe überrascht zu werden und dann erst mit der Planung zu beginnen. Wenn wir dürfen, legen wir los!

AFCV NRW: Vielen Dank für das Interview.

Interessierte Lehrerinnen und Lehrer, die am SChul-Flagfootball-Programm des AFCV NRW teilnehmen möchten, können sich gerne direkt per E-Mail an Breitensportdirektor Horst Fernbacher wenden.

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Mit seinen mehr als 80 Mitgliedsvereinen ist der AFCV NRW der größte Landesverband für American Football und Cheerleading in Deutschland. American Football wird aktuell im Herrenbereich, sowie in den Jugendaltersklassen U10, U13, U16 und U19 angeboten. Die kontaktlose Variante, Flag Football genannt, findet bei uns in NRW vornehmlich an Schulen statt, wird aber auch in einigen Vereinen mit großer Begeisterung gespielt. Die Cheerleading-Vereine stellen ihr großes sportliches Können im Breitensport und bei den NRW-Landesmeisterschaften unter Beweis. Titelerfolge bei Deutschen Meisterschaften sowie Europa- und Weltmeisterschaften sind auch keine Seltenheit.

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