Wenn man die vergangenen Geschäftsjahre des American Football und Cheerleading Verbandes NRW im Verlauf betrachtet, können wir in diesem Jahr vorsichtig von einer Rückkehr zur Normalität sprechen. Den starken Einbruch, den nicht nur unsere Sportarten während der Corona-Pandemie über sich ergehen lassen mussten, haben wir zumindest wieder aufgeholt, auch wenn wir noch nicht wieder den Entwicklungsstand direkt davor erreicht haben.

Leider gibt es aber auch hier Gewinner und Verlierer. Zu den Verlierern gehört dabei der gesamte U19-Bereich, der in den vergangenen drei Jahren was die Zahl der Athleten angeht, deutlich Federn lassen musste. Das wird sich wohl auch noch zwei, vielleicht drei Jahre auf die Jugendteams und mit Verzögerung auch auf die Herrenmannschaften auswirken. Zudem haben ein paar Vereine, trotz aller Anstrengung, die Strapazen der Pandemie nicht überlebt.

Vor allem aber die starken Jahrgänge unterhalb der U19 geben uns Grund zur Hoffnung, dass wir diese Krise überwinden werden. Denn hier werden viele Talente naturgemäß in den kommenden Jahren aufrücken und die älteste Juniorenklasse auffüllen. American Football ist weiterhin eine Trendsportart, die mit ihrer Vielseitigkeit, gestützt natürlich durch die Fernsehübertragungen der National Football League (NFL), einen großen Reiz ausübt und immer mehr Fans gewinnt.

Für das Sportjahr 2021 (Stichtag war der 31.03.2022) wurden für unseren Verband 10.957 Mitglieder beim Landessportbund NRW gemeldet. Ein Jahr später lag die Gesamtzahl der Mitglieder in den Bereichen Football und Cheerleading bei 11.737, was nahezu wieder dem Höchststand für das Jahr 2019 entspricht. In den Jahren 2021 und 2022 Jahren durften wir insgesamt 83 Vereine unter unserem Dach betreuen. Die offiziellen Zahlen für 2023 stehen zwar noch aus, unsere internen Daten zeigen jedoch, dass Mitglieder und Vereine auf einem nahezu konstanten Niveau geblieben sind.

Sportlich gesehen war sicherlich der erneute Deutsche Meistertitel für die U19 der Düsseldorf Panther eines der absoluten Highlights für den Footballsport in NRW.

NRW-Auswahl GreenMachine

Das umfangreiche Konzept zur Leistungssportförderung im AFCV NRW hat sich auch in diesem Jahr wieder bezahlt gemacht. Beim Jugendländerturnier in Berlin konnte die Mannschaft von Head Coach Sascha Krotil und seinem Trainerteam überzeugen und holte den Titel wie schon im vergangenen Jahr wieder nach Nordrhein-Westfalen.

Dem Jubel der neuen Deutschen Landesmeister im U18-Tacklefootball 2023 ging allerdings ein hartes Stück Arbeit voraus. Mit mehreren Try Outs und Trainingswochenenden sowie dem NRW Footballcamp in Kroatien hatte sich das Team gezielt auf das Turnier vorbereitet.

Ähnlich viel Zeit und Leidenschaft hat auch das Team der NRW U16-Auswahl von Cheftrainer Florian Kettelhoit in die Vorbereitung auf ihr Jahreshighlight investiert. Auch hier wurde die Mühe mit einem Erfolg im Future Bowl 2023 gegen die Auswahl aus Baden-Württemberg belohnt.

Lediglich für die U14-Auswahl hat in diesem Jahr keine Abschlussmaßnahme stattgefunden, da sich schlichtweg kein Gegner finden lassen konnte. Es gibt aber erste Kontakte nach Finnland, um sich eventuell hier mit einem Auswahlteam sportlich zu messen. Trotzdem liegt in der Mannschaft von Head Coach Marco Mitschek die Zukunft der GreenMachine, denn je früher die Kids mit dem Thema „Auswahl-Football“ in Berührung kommen, umso leichter fällt später der Anschluss in den älteren Auswahlteams.

Cheerleading

Mit der NRW Landesmeisterschaft im Cheerleading und Dance (CLM) kehrt auch das Jahreshighlight für die Cheerleader in unserem Verband langsam zu alter Größe zurück. Noch sind die Anmeldezahlen nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau, doch das tat sowohl der Stimmung in der Gelsenkirchener Sporthalle als auch den fantastischen Leistungen der Teams auf der Bühne keinen Abbruch.

Auch die Deutsche Meisterschaft im Cheerleading fand in diesem Jahr in NRW statt. Austragungsort am 6. Mai war die Westernergie Sporthalle in Mülheim an der Ruhr, wo auch viele Teams aus Nordrhein-Westfalen über Siege und gute Platzierungen jubeln durften.

Nicht zuletzt waren NRW-Mannschaften dann auch bei den Weltmeisterschaften in Japan erfolgreich. Von insgesamt sieben Medaillen für das „Team Germany“ gingen eine Silber- und eine Bronze-Auszeichnung nach Nordrhein-Westfalen. Dazu kamen noch zwei 4. Plätze, die den Mannschaften zwar keine Medaillen bescherten, dafür aber sicherlich unvergessliche Erlebnisse.

Ausbildung

Im Bereich der Trainerinnen- und Trainerausbildung hat sich der AFCV NRW personell neu aufgestellt. Sascha Krotil hat dazu intern viele Aufgabenbereich von Sportdirektor Andreas Kegelmann übernommen, der dieses verantwortungsvolle Amt seit dem vergangenen Jahr auch beim Bundesverband AFVD bekleidet.

Dabei hat sich die, während der Pandemie notgedrungen eingeführte, Online-Variante in der Trainerassistenten-Ausbildung erneut bewährt. Hier werden grundlegende Inhalte für Einsteiger-Coaches von erfahrenen Referenten vermittelt und die Teilnehmerzahlen waren erneut sehr hoch. Die so genannte D-Lizenz ist dann auch die Eintrittskarte für die nächste Stufe der Trainerausbildung, die in diesem Jahr wieder mit einem Präsenzlehrgang im Trainingscamp in Kroatien stattgefunden hat. Derzeit läuft noch eine Neuauflage der C-Trainerlehrgang in etwas ungewohnter Online-Manier hier in NRW, so dass wir auch in diesem Jahr viel für den TrainerInnen-Nachwuchs getan haben.

Im Rahmen einer Online-Coaches Convention mit vielen namhaften Referenten und spannenden Themenbereichen konnten dazu in NRW wichtige Fortbildungsstunden zur Lizenzverlängerung gesammelt werden.

Auch für die Cheerleader-Coaches wurde wieder ein C-Trainer-Lehrgang angeboten. Das Ausbildungsteam hat hier bereits in den vergangenen Jahren mit ihrem Online-Lehrgang Pionierarbeit geleistet und damit die Basis für das neue Ausbildungskonzept in NRW insgesamt gelegt.

Damit es auch für die Schiedsrichter in NRW frischen Nachwuchs gibt, hat unser stellvertretender Schiedsrichter-Obmann und Lehrwart Martin Söffge wieder drei E-Lizenz-Lehrgänge absolviert, die insgesamt gut besucht waren. An dieser Stelle sei den Vereinen noch einmal die Schiedsrichter-Gestellungspflicht ans Herz gelegt, denn auch wenn die Einsteiger-Lehrgänge im kommenden Jahr wieder nahezu ausgebucht sind, müssen wir alle hier insgesamt aktiver werden und die Schiedsrichter auch bei der Stange halten. Ohne erfahrene und engagierte Spielleiter werden wir auf lange Sicht auch keinen hochklassigen Footballsport auf den NRW-Plätzen zu sehen bekommen.

Flagfootball

Die vielleicht wichtigste Nachricht für die kontaktlose Variante des Footballsports vorweg: wir gehören ab so sofort zum Kreis der Olympischen Sportarten. Flagfootball wird im Rahmen der Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles also erstmals in Turnierform stattfinden. Diese Entwicklung hat sich bereits im vergangenen Jahr angedeutet, so dass wir mehr als froh sind, mit Fabian Pawlowski einen ebenso versierten wie engagierten Experten auf diesem Gebiet im Präsidium des AFCV NRW an Bord zu haben.

Während der Footballsport früher eher nebenbei und abseits der Öffentlichkeit stattfand, hat die Entwicklung seit zwei, drei Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen. Der Ligabetrieb im Erwachsenenbereich explodiert gerade förmlich und fast täglich kommen neue Mannschaften hinzu, so dass neben der 1. und der 2. Bundesliga auch regional organisierte Ligen hinzukommen. Im AFCV NRW werden dies die Regionalliga und die Senior Flag Liga sein, an denen nun bereits früher als gedacht mit Hochdruck gearbeitet wird.

Parallel wurden die ersten Strukturen für die NRW-Auswahlteams im Jugendbereich aufgebaut. Die U16-Mixed-Auswahl hat dazu an der Premiere der Flagfootball-Landesmeisterschaften im Rahmen des Jugendländerturnier ist Berlin teilgenommen. Das noch junge und unerfahrene Team von Head Coach Laura Pfeffer konnte dabei wertvolle Eindrücke sammeln, auch wenn es am Ende nicht für einen Titel gereicht hat.

Verbandsspielausschuss

Ohne eine funktionierende Organisationsstruktur würde bei uns im Verband kein einziges Spiel stattfinden. Daher können wir uns sehr glücklich schätzen, so viele engagierte Helferinnen und Helfer im Spielausschuss des AFCV NRW zu haben. Wenn bei den Vereinen so langsam das Leben auf den Platz zurückkehrt, hat der VSA bereits seit Wochen im Hintergrund an den Ligenzusammenstellungen gearbeitet, um allen Teams eine spannende Saison zu ermöglichen. Dabei gibt es in jedem Jahr neue Herausforderungen zu meistern und auch im laufenden Betrieb hört die Arbeit nicht auf.

Wir können die vielen Arbeitsstunden, die hier auf ehrenamtlicher Basis investiert werden, gar nicht hoch genug wertschätzen. Stellvertretend für alle Mitglieder im VSA bedanke ich mich bei Christian Henrich für die großartige Arbeit.

Schiedsrichter

Nahezu das gleiche Engagement wie der VSA leisten auch die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in unserem Landesverband. Ohne sie würde keine einzige Partie angepfiffen werden. Auch wenn es auf dem Platz oft emotional vorgeht, sollten die Aktiven, die Trainer und die Fans nie vergessen, dass die Officials auf dem Platz auch Menschen sind, die nach bestem Wissen und Gewissen das Spielgeschehen leiten. American Football zeichnet sich seit je her als Sportart mit einem besonders respektvollen Umgang miteinander aus, egal ob Spieler untereinander, Trainer mit Schiedsrichtern oder die Fans beider Mannschaften. Football bietet ein Stadionerlebnis, zu dem man die ganze Familie mitbringen kann, ohne sich über deren Sicherheit Sorgen machen zu müssen und Respekt ist dafür die beste Grundlage.

Wir würden uns freuen, wenn wir noch mehr Menschen für die Tätigkeit als Schiedsrichter beim American Football begeistern könnten. In NRW helfen wir bei den ersten Schritten in „schwarzweiß“ mit einer fundierten Ausbildung. Ohne geht es leider nicht, so dass auch hier ein gehöriges Maß an Enthusiasmus gefragt ist. Ein großes Dankeschön an die Männer und Frauen, die bereits jetzt als Officials in allen Ligen auf dem Platz stehen.

Mit Sven Allegretti durften wir aus NRW sogar einen Schiedsrichter für die Crew beim diesjährigen GFL-Bowl in Esse stellen. Eine schöne Bestätigung für sein jahrelanges Engagement.

Frauenfootball

Für die Frauen und Mädchen in unserem Landesverband fand in diesem Jahr ein weiteres Trainingscamp in Bonn statt. Während sich die Spielerinnen aus vielen unterschiedlichen NRW-Teams untereinander messen konnten, profitierten sie auch vom Wissen des erfahrenen Trainerteams unter Head Coach Florian Hartmann. Das zweitägige Camp wurde inhaltlich unterteilt, so dass samstags der Fokus eher auf dem Bereich Breitensport lag. Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der GreenMachine Frauen, für die es im kommenden Jahr nach langer Pause wieder einen Vergleichswettkampf gegen eine andere Frauenauswahl geben soll.

Dank der guten Gastfreundschaft der Solingen Paladins durfte sich der Frauenfootball in NRW noch über ein weiteres Highlight in diesem Jahr freuen. Ende Mai fand dort das Frauenfootball-Länderspiel zwischen Deutschland und Großbritannien statt. Man kann hier deutlich sagen: wer nicht dabei war, hat etwas verpasst. Abgesehen vom 23:22-Sieg des neu aufgestellten deutsche Nationalteams gegen die amtierenden Vizeweltmeister war auch das Publikum in der altehrwürdigen Jahnkampfbahn eine absolute Sensation. Dieses Event war die beste Werbung für den Frauenfootball in NRW und natürlich in ganz Deutschland. Auch hier fand im Vorfeld ein Breitensportcamp für Frauen und Mädchen statt, dass von einer kompetenten Trainercrew begleitet wurde.

Der Frauenfootball in NRW hat also wieder neuen Schwung bekommen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich Vizepräsidentin Gundi Bogman federführend mit diesem Themenbereich beschäftigt. Ebenso wie im Flagfootball liegt hier ein großes Potenzial für die Vereine, die sich mit Frauenteams eine ganz neue Zielgruppe erschließen können.

Sportpolitik

Über den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und damit direkt auch durch den Landessportbund NRW (LSB) werden uns Aufgaben übertragen, von denen die Sportöffentlichkeit auf Vereinsebene meist nur wenig Notiz nimmt. Darunter fallen zum Beispiel Themen wie Gleichstellung und auch die Prävention sexualisierter Gewalt im Sport. Auch hier profitieren wir als Landesverband vom Engagement von Gundi Bogman, die in direktem Kontakt mir den Dachverbänden steht und sich gezielt weiterbildet.

Auch unsere Vereine werden sich, sofern sie es nicht bereits tun, mit dem Präventionsthema befassen müssen und das in der Regel auf höchst individueller Basis. Natürlich wollen wir unserer Aufgabe als Landesverband gerecht werden und bei der Umsetzung mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Mit der Ernennung von Gert de Witt als neuem Gleichstellungsbeauftragten im AFCV NRW haben wir einen weiteren wichtigen Schritt unternommen.

Ebenso erfreulich ist die Entwicklung in unserem eigenen Bundesverband. Nach dem überfälligen Wechsel des Präsidiums ging die Entwicklung mit Riesenschritten voran und man kann nur erahnen, wieviel Zeit und Herzblut der neue Vorstand des AFVD investiert. In nahezu allen Teilgebieten, die im Verantwortungsbereich des AFVD liegen, gibt es viel Positives zu berichten.

Besonders gefreut haben wir uns darüber, dass der AFVD die Stadt Essen als Austragungsort für den neu aufgestellten GFL Bowl ausgewählt hat. Hier haben viele Helferinnen und Helfer dazu beigetragen, dass fast 10.000 Football-Fans ein großartiges Endspiel um den Deutschen Meistertitel verfolgen konnten. Auch im kommenden Jahr wird am 12. Oktober der GFL Bowl erneut im Stadion an der Hafenstraße stattfinden.

Dankeschön!

Allen Vereinen in NRW, die sich mit viel Herzblut um unsere Sportarten kümmern und damit die sportliche Landschaft auf allen Leistungsleveln bereichern, möchte ich im Namen des AFCV NRW ein großes Dankeschön aussprechen.

Der AFCV NRW wünscht euch und euren Familien besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bleibt gesund und helft weiter so hervorragend mit wie bisher, damit wir auch 2024 wieder Football, Flagfootball und Cheerleading auf allen Ebenen erleben dürfen.

Euer Peter Springwald