13. November 2020
| Marl

„Warum denn nicht?“

Wir haben die Gelegenheit genutzt und mit unserer Vize-Präsidentin Mechthild Süper ein Interview geführt. Neben ihren Aufgaben als Vertretung des AFCV NRW beim Landessportbund in Nordrhein-Westfalen liegt ihr der Frauenfootball auf Landes- und Bundesebene sehr am Herzen.

AFCV NRW: Einmal abgesehen von der aktuellen Corona-Situation, wie steht es ganz allgemein um den Frauenfootball in NRW?

Süper: Wir waren auf einem richtig guten Weg. 2020 hatten 14 Vereine für den Ligabetrieb gemeldet, darunter zwei ganz neue Teams im 5er-Tackle. Wie es im kommenden Jahr aussieht, weiß man natürlich noch nicht. Die Hoffnung ist, dass möglichst alle Teams weiterbestehen und 2021 dann hochmotiviert an den Start gehen.

AFCV NRW: Was ist in diesem Jahr passiert? Wurde der Spielbetrieb komplett eingestellt, wie bei den Männern und Jugendmannschaften auch?

Süper: Ja leider. In diesem Jahr haben keine offiziellen Spiele stattgefunden. Wir hatten anfangs noch ein bisschen Hoffnung, dass wenigstens die Bundesliga-Teams spielen können, da der Bundesverband auch bei den Frauen einen möglichen Ligastart immer wieder nach hinten geschoben hat. Aber auch daraus wurde bekanntlich nichts.

AFCV NRW: Für die männliche Jugend wurden in diesem Jahr alle Auswahlmaßnahmen auf Eis gelegt. Wie steht es um die Frauen-Auswahl der GreenMachine?

Süper: 2018 haben wir die GreenMachine Ladies wieder ins Leben gerufen und damit für große Begeisterung bei den Athletinnen gesorgt. Im Oktober vergangenen Jahres hat das erste Spiel gegen eine Vereinsauswahl aus Baden-Württemberg stattgefunden. Für uns und die Trainercrew stand fest, dass die Damenauswahl auch in diesem Jahr wieder an den Start gehen sollte. Aber auch hier mussten die geplanten Maßnahmen abgesagt werden, was vor allem für unsere Frauenfootball-Beauftragte Anja Wassong sehr schade war, weil sie sich immer sehr für die GreenMachine Ladies engagiert hat.

AFCV NRW: Gibt es eigentlich spezielle Angebote nur für Frauen in NRW?

Süper: Normalerweise organisieren wir einmal im Jahr ein Trainingscamp nur für Frauen, das bei Spielerinnen auch über die Landesgrenzen hinaus sehr beliebt ist. Das hat mittlerweile schon richtig Tradition. In diesem Wochenend-Camp können die Athletinnen vereinsübergreifend von erfahrenen Coaches lernen und ihr Können erweitern. Außerdem bieten wir den Frauen hier auch an, als Walk on Coach Erfahrungen zu sammeln. Im Rahmen des Camps gibt es zudem immer die Möglichkeit an kleinen Kursen, wie zum Beispiel Regelkunde oder Tapen, teilzunehmen. Dafür haben wir Fachleute wie unseren Verbandsarzt Uli Grünwald eingeladen, der dann beispielsweise zum Thema Verletzungsprophylaxe und 1. Hilfe im Sport referiert hat.

Selbstverständlich stehen alle Ausbildungsangebote im Landesverband auch angehenden Trainerinnen offen.

AFCV NRW: Du bist Mitglied in der „Expertenkommission Frauenfootball“ des AFVD. In einer News vom Bundesverband war zu lesen, dass „Die Bedeutung und die Mitgliederzahlen des Frauen-Footballs in Deutschland wachsen – die Bedingungen für Trainings- und Spielbetrieb sind bisher jedoch gleichgeblieben. Aus Sicht des AFVD und den Beteiligten im Frauen-Football ergibt sich daher als Konsequenz die Notwendigkeit, die Strukturen für alle Beteiligten anzupassen.“ Wie sieht die Arbeit in dieser Kommission aus?

Süper: Corona-bedingt sind wir bisher leider noch nicht aktiv gewesen. Eine geplante Videokonferenz ist ausgefallen. Neben mir wären AFVD-Präsident Robert Huber, Tom Balkow (AFVD Leistungssportdirektor für Frauen) und Jörg Seyß (Headcoach Frauen Stuttgart Scorpions) in diesem Gremium vertreten.

AFCV NRW: Die Rede ist auch davon, dass es verbesserungswürdige „Bedingungen für Trainings- und Spielbetrieb“ gibt? Was muss für die Frauen angepasst werden?

Süper: Wichtig wäre auf jeden Fall, dass auch die anderen Landesverbände ihre Frauenteams besser unterstützen und sich ihre Sorgen und Nöte anhören. Da gibt es noch viel aufzuholen. Die Frauen wollen ja keine Sonderbehandlung. Eine Gleichbehandlung ist aber das Mindeste, was man erwarten kann. Die Unterstützung sollte genauso selbstverständlich sein, wie in anderen Sportarten auch.

AFCV NRW: Warum sollten mehr Frauen in der Männerdomäne American Football aktiv werden?

Süper: Gegenfrage: warum denn nicht? Andere Sportarten waren früher auch von Männern dominiert. Mittlerweile ist es ganz selbstverständlich, sich Spiele der Frauenfußball-Nationalmannschaft im Fernsehen anzuschauen. Dabei war Frauenfußball bis 1970 im DFB offiziell verboten! Das muss man sich mal vorstellen. Viele Football-Vereine in Deutschland wissen gar nicht, was für ein großartiges Potential im Frauenfootball schlummert.

AFCV NRW: Frauenfootball wurde in NRW in den vergangenen Jahren tatsächlich immer beliebter. Welche Möglichkeiten haben Teams, die sich neu gründen?

Süper: In NRW gibt es eine Liga im 5er- und im 9er-Tackle. Damit wollen wir die Hürden für neue Teams möglichst niedrig halten. Denn bis ein Team aufgebaut ist, das regulär im 11er-Tackle spielen kann, dauert es meist einige Zeit. Wenn man sich dann nicht mit anderen messen kann, verliert man schnell den Spaß am Sport. Mit einer reduzierten Spielerinnenzahl lässt sich hingegen schnell etwas auf die Beine stellen, so dass alle die Faszination des Sports auch unter Wettkampfbedingungen erleben können. Es besteht auch immer die Möglichkeit, eine Spielgemeinschaft mit einem anderen Verein in der Nachbarschaft einzugehen.

AFCV NRW: Gibt es besondere Unterstützung vom AFCV NRW?

Süper: Wenn die Teams es wünschen, unterstützen wir sie selbstverständlich auch bei Neugründungen. Aber auch die Football-Community geht sehr offen miteinander um, so dass Vereine sich auch gegenseitig mit Wissen und Erfahrungen unterstützen. Das Frauenfootball-Camp ist ebenfalls ein gutes Event für den Blick über den Tellerrand. Die Frauen tauschen hier viele Erfahrungen aus dem Team-Alltag aus, so dass alle voneinander lernen können. Denn je mehr Teams es gibt, umso besser ist es für alle.

AFCV NRW: Was macht für Dich persönlich den Reiz von American Football aus?

Süper: Das ist vor allem die gewaltig andere Stimmung im Gegensatz zum Fußball. Football ist ein Familiensport. Auf dem Platz geht es ordentlich zur Sache und wenn das Spiel vorbei ist, geben sich alle die Hand und sind wieder Freunde. Das überträgt sich auch auf die Fans. Die Zuschauer zollen in der Regel auch guten Aktionen des Gegners Respekt und dieser Sportsgeist bereitet mir große Freude.

AFCV NRW: Du bist in diesem Jahr leider von Deinem Amt als Ligaobfrau zurückgetreten? Wie lange warst Du hier aktiv und was fängst Du nun mit Deiner vielen freien Zeit an?

Süper: Den Job habe ich 25 Jahre lang gemacht, da wird man dann schon etwas müde. Mein Plan war, mir neue Hobbys zu suchen, was aber gerade auch durch Corona ausgefallen ist. Ansonsten habe ich ja noch genug andere Aufgaben im Verband. Langweilig wird mir da bestimmt nicht (lacht).

AFCV NRW: Was sind die Pläne für die kommenden Monate speziell für den Frauenfootball in NRW?

Süper: In der Hoffnung, dass es im nächsten Jahr wieder Football gibt, wollen wir zumindest das Trainingscamp im Sommer stattfinden lassen und darauf dann auch die GreenMachine Ladies aufbauen. Ich denke mal, dass wir erst im kommenden Jahr wissen, wie sehr die Corona-Krise unsere Sportlandschaft in NRW verändert hat. Allerdings ist auch zu hören, dass viele Teams, egal ob bei Männern oder Frauen, eine „Jetzt-erst-recht“-Einstellung entwickelt haben. Die Herausforderung besteht jetzt darin, den großartigen Teamgeist, für den unsere Sportart so bekannt ist, über eine lange Durststrecke hinweg aufrecht zu erhalten.

Darüber hinaus haben wir uns als Verband das Ziel gesetzt, unsere Sportlerinnen und Sportler bestmöglich über aktuelle Entwicklungen in Bezug auf Corona auf dem Laufenden zu halten. Alles was seitens der Politik möglich ist, setzen wir um – sei es im Training, Spiel oder im Bereich Ausbildung. Der Kontakt zu den Vereinen ist uns extrem wichtig und wir möchten für alle der richtige Ansprechpartner sein.

AFCV NRW: Vielen Dank für Deine Zeit!

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Mit seinen mehr als 80 Mitgliedsvereinen ist der AFCV NRW der größte Landesverband für American Football und Cheerleading in Deutschland. American Football wird aktuell im Herrenbereich, sowie in den Jugendaltersklassen U10, U13, U16 und U19 angeboten. Die kontaktlose Variante, Flag Football genannt, findet bei uns in NRW vornehmlich an Schulen statt, wird aber auch in einigen Vereinen mit großer Begeisterung gespielt. Die Cheerleading-Vereine stellen ihr großes sportliches Können im Breitensport und bei den NRW-Landesmeisterschaften unter Beweis. Titelerfolge bei Deutschen Meisterschaften sowie Europa- und Weltmeisterschaften sind auch keine Seltenheit.

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