21. Dezember 2020
| Marl

Den Blick nach vorne gerichtet

So ein Sportjahr hat der Präsident des AFCV NRW auch noch nicht erlebt. Zum Glück, möchte man sagen. Wir wagen in diesem Interview einen kleinen Jahresrückblick, denn auch wenn der Sport gezwungenermaßen im Hintergrund blieb: ganz untätig war der AFCV NRW nicht. Dabei stand vor allem die Arbeit von Verbandpräsident Peter Springwald unter dem Motto: möglich machen, was erlaubt ist, die Gesundheit aller AthletInnen und Coaches bestmöglich schützen und planen, was geplant werden kann. Mit vielen engagierten Menschen in seinen Reihen hat der AFCV NRW die „Nicht-Saison“ 2020 durchgestanden.

AFCV NRW: Was ist Dein erster Gedanke, wenn Du auf das Jahr 2020 zurückblickst?

SPRINGWALD: Was für ein verschenktes Jahr! So hatte ich mir unsere vierzigste Jubiläumssaison sicher nicht vorgestellt.

AFCV NRW: Das Jahr hat eigentlich gut angefangen, oder?

SPRINGWALD: Unsere NRW-Teams waren in allen Ligen gut vertreten. Im Leistungsbereich konnten wir immerhin ein GFL-Team und vier GFL2-Mannschaften stellen. Auch bei den Damen wären wir mit einem Erstliga- und insgesamt sechs Zweitligateams an den Start gegangen. Im Juniorenbereich und in den unteren Ligen waren in Zahlen ebenfalls vorbildlich.

AFCV NRW: In den vergangenen Jahren ist der Verband stetig gewachsen. War das im vergangenen Jahr auch wieder der Fall?

SPRINGWALD: Ja, wie haben zu Beginn wieder einige Vereine und viele neue Mitglieder mehr in unseren Reihen gehabt. Welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die Zahlen hat, ist aktuell noch nicht abzusehen. Ich gehe nicht davon aus, dass ganze Vereine daran zugrunde gehen, aber es steht zu befürchten, dass manche Mannschaften ganz neu aufgebaut werden müssen. Und das betrifft leider nicht nur die ganz jungen Teams.

AFCV NRW: Wie viele Mannschaften waren für die Saison 2020 gemeldet und wie lief die Vorbereitung auf Seiten des Verbandes?

SPRINGWALD: Zum Ablauf der Meldefrist hatten insgesamt 196 Teams für die unterschiedlichen Ligen gemeldet. Das waren 21 Mannschaften mehr als noch 2019. Daher hatte der Verbandsspielausschuss wieder alle Hände voll zu tun, um die Ligaplanung für die Saison 2020 voranzutreiben. Eigentlich war das Buffet bereits angerichtet, bis das Virus uns allen von einem Tag auf den anderen den Stecker gezogen hat.

AFCV NRW: Wie war die Situation für die Cheerleader? Für die stand ja der Jahreshöhepunkt in NRW fest im Kalender.

SPRINGWALD: Für die NRW Landesmeisterschaften im Cheerleading und Dance waren im Jubiläumsjahr alle Weichen gestellt. Mit der Innogy-Halle in Mülheim und der Cheeragentur CCA hatten wir eine super Location und einen attraktiven Partner gefunden. Die Stadt Mülheim hat dann als eine der ersten schon sehr früh die Halle gesperrt, so dass wir unser Event absagen mussten. Die Cheerleader und natürlich auch das Orgateam taten mir extrem leid, denn alle hatten bereits so viel Zeit und Begeisterung in die Meisterschaftsvorbereitung gesteckt. Aber die Absage war leider alternativlos.

AFCV NRW: Welche Strategie hatte der Verband zu Beginn der Krise?

SPRINGWALD: Für uns alle war diese Pandemie natürlich absolutes Neuland. Mit sowas rechnet ja niemand. Nachdem wir uns selbst einen Überblick verschafft hatten, haben wir sofort damit begonnen, die unübersichtlichen Regelungen zu filtern und für unsere Vereine aufzubereiten. Das Wichtigste war ja zunächst, alle auf einen Stand zu bringen. Uns war es auch wichtig zu sagen, was aktuell passiert, was erlaubt ist und was nicht. Mit wilden Spekulationen über einen Saisonbeginn und anderer Kaffeesatzleserei haben wir uns tunlichst zurückgehalten. Und das war rückblickend auch gut so, denn falsche Hoffnungen zu wecken bringt niemandem etwas.

Im Hintergrund haben wir uns natürlich auf einen möglichen Start vorbereitet und unterschiedliche Szenarien entworfen, wie vielleicht doch noch hätte gespielt werden können. Dabei haben wir eng mit Fachleuten wie unserem Verbandsarzt Uli Grünwald oder dem VSA-Team zusammengearbeitet. Bei einer möglichen Freigabe hätten wir, wenn auch in etwas eingeschränkter Form, innerhalb kürzester Zeit loslegen können.

AFCV NRW: Wie wichtig war die Vereins- und Spielerbefragung? Es gab ja auch Kritik an der Umfrage.

SPRINGWALD: Für uns waren diese Umfragen immens wichtig. Auch wenn sie zugegebenermaßen mit der heißen Nadel gestrickt waren. Aber wir wollten ja auch keine Doktorarbeit daraus machen, sondern ein allgemeines Stimmungsbild bekommen. Daher haben wir zuerst die Vereinsverantwortlichen befragt und danach die Aktiven und die Schiedsrichter, um möglichst viele Aspekte, Informationen und Wünsche zu überblicken.

Insgesamt haben wir uns damit auch rückversichert, dass wir mit unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind. Der überwiegende Teil der Befragten hat sich für die Fortführung einer Saisonplanung in unterschiedlichen Szenarien ausgesprochen. Es hätte ja auch sein können, dass die Vorstände und Spieler uns geraten hätten, die Bude direkt dichtzumachen und bis ins kommende Jahr abzutauchen. So war für uns der Auftrag aber klar: wir halten die Planung und auch die Hoffnung solange aufrecht, bis wirklich nichts mehr geht. Und so war es dann ja auch.

AFCV NRW: Der Verband war also immer für einen möglichen Start vorbereitet. Wann war klar, dass dieses Jahr nicht mehr gespielt werden wird?

SPRINGWALD: Etwa Ende Mai zeichnete sich ab, dass ein regulärer Ligabetrieb nicht mehr möglich sein würde. Auch nicht in verkürzter Form. Immerhin konnten wir den Teams im Rahmen der Lockerungsmaßnahmen noch einige Freundschaftsspiele und Scrimmages ermöglichen. Für die Cheerleader sah es hingegen total düster aus, da deren Wettkampfsaison komplett abgesagt werden musste. Und so wie es aussieht, wird sich in den kommenden Wochen daran auch nichts ändern.

AFCV NRW: Wie sah das Jahr für die Schiedsrichter aus?

SPRINGWALD: Mit einem sehr limitierten Feld- und Spielbetrieb war es schwierig, unsere Zebras adäquat zu beschäftigen. Die Regio-Obleute haben versucht, online so viel wie möglich aktiv zu sein. Auch unsere Lehrgänge und Ausbildungen konnten wir im Frühjahr noch zu Ende bringen. Allerdings fehlt den vielen engagierten Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern natürlich die Zeit auf dem Platz. Nur hier können sie Erfahrungen sammeln und besser werden. Da geht es ihnen genauso wie den Spielerinnen und Spielern. Im Januar würden traditionell die nächsten Ausbildungsveranstaltungen beginnen, aber auch die werden wir wohl absagen und verschieben müssen.

AFCV NRW: Welche Pläne gab es für die GreenMachine-Teams?

SPRINGWALD: Vor allem die Trainercrew der U17 stand schon wieder in den Startlöchern und hatte die Planung der Vorbereitung bereits abgeschlossen. Die Termine für die ersten Try Outs und das Trainingslager in Kroatien standen auch schon fest. Aber auch hier fielen leider alle Aktivitäten dem Virus zum Opfer und das in Solingen geplante Jugendländerturnier wurde ebenfalls gecancelt. Die USA-Tour mussten wir natürlich ebenfalls frühzeitig absagen. Also gilt auch hier: Neustart in 2021.

AFCV NRW: Werfen wir einen Blick auf den Bundesverband. Warum war Dein Rücktritt vom Posten des Vizepräsidenten beim AFVD notwendig?

SPRINGWALD: Nach dem Präsidiumsbeschluss, in Zukunft dem aktuellen Präsidenten des AFVD, Robert Huber, die Zustimmung des Landesverbands NRW zu entziehen, gab es für mich keine andere Wahl. Ich bin in erster Linie Präsident des AFCV NRW und konnte daher natürlich auf Bundesebene nicht einfach so weiter machen, wie vor dieser Entscheidung. Ich kann ja dem AFVD-Präsidenten nicht sagen, hey, wir in NRW wollen dich nicht mehr an der Spitze haben, aber am nächsten Tag mit ihm an einem Tisch sitzen und so tun als wäre nichts gewesen. Das passt nicht und entspricht nicht meiner Art.

AFCV NRW: Was ist der nächste Schritt für den AFCV NRW in Bezug auf den Bundesverband?

SPRINGWALD: Mit ReStart21 hat sich eine Gruppe formiert, die einen personellen Umbruch beim AFVD anstrebt. Ganz vorne bei den Planungen zu einer Neuausrichtung des Bundesverbandes mit dabei ist auch unser NRW-Sportdirektor Andreas Kegelmann. Die Ideen von ReStart21 können wir aus NRW-Sicht unterstützen. Einer der wichtigsten Faktoren ist sicherlich, dass die vielen Aufgabenbereiche, die im Bundesverband anfallen, zukünftig nicht mehr hauptsächlich nur auf zwei Schultern lasten, sondern von unterschiedlichen Fachleuten auf ihrem Gebiet getragen werden. Diese Strategie hat sich in NRW seit Jahren bewährt, warum soll so etwas also nicht auch auf Bundesebene funktionieren?

AFCV NRW: Wie steht der NRW-Verband finanziell da? Wie groß ist der Schaden, den die Pandemie angerichtet hat?

SPRINGWALD: Wir haben zeitnah aller Aktivitäten so weit wie möglich zurückgefahren, um unsere Ausgaben zu minieren. Das ist uns gut gelungen, so dass wir derzeit keine finanziellen Probleme haben.

AFCV NRW: Konnten die Vereine finanziell entlastet werden seitens des Verbandes?

SPRINGWALD: Ja, das war für uns sehr wichtig. Wir haben alle Lizenzgebühren unbürokratisch beim Mitgliedsbeitrag in Abzug gebracht. Bei den Spielerpässen haben wir je genehmigten Pass immerhin sechs Euro für die Saison 2021 gutgeschrieben. Die Cheerleaderpässe wurden komplett für 2021 gutgeschrieben. Mindereinnahmen hatten wir natürlich auch, aber das konnten wir kompensieren. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden sich auch im kommenden Jahr noch finanziell bemerkbar machen. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir diese Herausforderung meistern.

AFCV NRW: Wie sehen die Pläne für 2021 aus?

SPRINGWALD: Die Ligaunterlagen für die kommende Saison werden erst nach Weihnachten verschickt und der Meldetermin ist auf Ende Januar verlegt worden. Das gibt den Vereinen ein wenig Spielraum. Natürlich müssen wir dabei immer die Entwicklung der Pandemie im Blick haben und auf die aktuellen gesundheitspolitischen Vorgaben reagieren.

Wir haben gemerkt, dass wir in diesem Jahr auf dem richtigen Weg waren, auch wenn die viele Mühe am Ende umsonst war. Dennoch planen und organisieren wir so, dass wir mit dem Ligabetrieb Ende April oder Anfang Mai starten können. Das ist allemal besser, als von einer Freigabe überrascht zu werden und dann nicht sofort loslegen zu können. Wir sind schließlich ein Sportverband und kein Pausenverband.

Bei den Cheerleadern arbeiten wir aktuell an neuen, angepassten Konzepten, mit denen wir auch hier einen Wettkampfbetrieb ermöglichen wollen. Die Mädels und Jungs trainieren hart und lieben ihren Sport. Dafür muss es die passende Bühne geben.

Der Bereich Aus- und Weiterbildung steht ebenfalls in den Startlöchern. Eigentlich hätten die ersten Seminare ja bereits begonnen, mussten aufgrund des aktuellen Lockdowns aber abgesagt werden. Sobald wir das Go seitens der entscheidenden Stellen bekommen, legen wir los. Für einige Seminare versuchen wir eine Online-Lösung zu finden, das ist aber leider nicht überall sinnvoll.

Unsere Jahreshauptversammlung, die ja in diesem Jahr ausgefallen ist, bleibt auf den 27. Februar terminiert. Auch hier behalten wir die Entwicklung im Auge und können notfalls mit einem Alternativtermin reagieren.

AFCV NRW: Wie sehen Deine Pläne für Weihnachten aus? Was hältst Du von den geplanten vorübergehenden Lockerungsmaßnahmen?

SPRINGWALD: Da ich schon immer Weihnachten im kleinen Familienkreis gefeiert habe und das auch in diesem Jahr nicht ändern will, treffen mich die derzeitigen Beschränkungen nicht besonders. Der Sinn dieser Lockerungen nur für die Feiertage erschließt sich mir allerdings auch nicht. Als würde das Virus an diesen Tagen eine Pause einlegen… Mein größter Weihnachtswunsch wäre, dass unsere Vereine so schnell wie möglich wieder ihren geliebten Sport betreiben dürfen. Und das geht meiner Meinung nach nur, wenn wir alle gemeinsam noch einmal die Zähne zusammenbeißen und die Einschränkungen ernst nehmen.

AFCV NRW: Was wünschst Du den Aktiven, Coaches, Cheerleadern, Betreuern und Vorständen für 2021?

SPRINGWALD: In diesem Jahr haben alle Vereine mit ihren Verantwortlichen einen super Job gemacht, in ihren Möglichkeiten das Beste aus dieser misslichen Situation herausgeholt und sich wirklich vorbildlich um Hygiene, Abstand und den Schutz ihrer Mitglieder gekümmert. Bitte macht weiter so!

Meinen Kolleginnen und Kollegen hier im Verband möchte ich auch ein großes Dankeschön sagen. Ohne euch hätten wir das Jahr nicht annähernd so glimpflich und hoffnungsvoll überstanden.

Nach diesem Jubiläumsjahr zum Vergessen wünsche ich uns allen, dass wir in 2021 wieder neu starten und zu alter, wenn nicht sogar besserer Verbandsarbeit für unsere Sportarten Cheerleading und American Football zurückkehren können. Bis es so weit ist, brauchen wir aber weiterhin ein dickes Fell.

AFCV NRW: Vielen Dank!

Das AFCV NRW-TEAM wünscht allen ein frohes Fest und einen guten Rutsch in ein hoffentlich besseres Jahr 2021! Bleibt gesund und passt aufeinander auf!

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Mit seinen mehr als 80 Mitgliedsvereinen ist der AFCV NRW der größte Landesverband für American Football und Cheerleading in Deutschland. American Football wird aktuell im Herrenbereich, sowie in den Jugendaltersklassen U10, U13, U16 und U19 angeboten. Die kontaktlose Variante, Flag Football genannt, findet bei uns in NRW vornehmlich an Schulen statt, wird aber auch in einigen Vereinen mit großer Begeisterung gespielt. Die Cheerleading-Vereine stellen ihr großes sportliches Können im Breitensport und bei den NRW-Landesmeisterschaften unter Beweis. Titelerfolge bei Deutschen Meisterschaften sowie Europa- und Weltmeisterschaften sind auch keine Seltenheit.

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